Die mediale, intrakapsuHire Schenkelhalsfraktur ist die klassische
"unsol- ved fracture", wobei sich die Aspekte in der Betrachtungsweise
des Pro- blemkreises seit Nicolls Arbeit mit selbigem Titel -aus dem
Jahre 1963 wesentlich verandert haben. Damals standen vor allem die
Pseudarthrosen als Hauptkomplikationen im Mittelpunkt des Interesses.
Dass die Heilung dieser Frakturen nach Osteosynthesen mit "dynamischen"
Schraubensy- stemen mit gutem funktionellen Ergebnis die Regel ist, wird
heute niemand mehr bestreiten. Das gegenwartige Hauptproblem ist die
avaskulare Hiiftkopfnekrose (AHN), sowohl nach funktioneller Behandlung
von impaktierten, stabilen Briichen als auch nach Osteosynthese von
dislozierten, instabilen Fraktu- ren. Schon bei dieser Feststellung
werfen sich die ersten Fragen zur Genese dieser typischen Komplikation
auf. Nach den bisherigen Vorstellungen und anatomischen Studien ist eine
Hiiftkopfnekrose nur bei dislozierten Frak- turen mit Verletzung der
EpiphysengefaBe zu erwarten. Nach konservativer Behandlung von stabilen
Frakturen kommt es in 11- 18% der FaIle zu Hiiftkopfnekrosen. Was ist
die Ursache dieser Nekrosen und warum entsteht nicht in jedem Fall bei
dislozierten Frakturen mit Frakturver- lauf durch den Eintritt der
EpiphysengefaBe in den Oberschenkelkopf eine Nekrose? Gibt es
Revaskularisationsphanomene und wie kann man sie dar- stellen? Diese
Fragen, ebenso wie die Frage nach der Rolle des Osteosynthese-
implantates fiir Stabilitat und Vaskularisation, sind neben der
Perfusionssto- rung durch das Hamarthros in der Kapsel in diesem
Themenkomplex immer wieder Anlass fUr lebhafte Diskussionen, die am Ende
meist ohne wissen- schaftliche Absicherung mit weiteren offenen Fragen
enden.