Ein kristallchemisches Verstandnis der auBerordentlich groBen Zahl von
Silikatstrukturen setzt eine geeignete Klassifikation der Silikate
voraus. Eine solche, auf den Silizium-Sauerstoff-Polyedern und deren
Verkntipfung beruhende Klassifikation verwendet folgende Einteilungs-
prinzipien: (1) [Si0]-Tetraeder und [Si0]-Oktaeder, (2) Verkntipfung
4 6 der [SiOn]-Polyeder tiber Ecken und Kanten, (3) Verkntipfung der
[Si0]-Tetraeder zu Mehrfachtetraedern, Ringen, Ketten, Schichten 4 und
Geriisten, (4) Unterteilung nach der Anzahl der [Si0]-Tetraeder 4 in
der Identitatsperiode der Ketten, aus denen die hochkondensierten
Silikatanionen aufgebaut werden konnen, (5) weitere Unterteilun- vor
allem der Si0-armeren Silikate - nach Art und Verkntipfung der 2 Ka
tionen-Sauerstoff -Polyeder. Da die mittlere Bindungsenergie der
Si-O-Bindung wesentlich groBer ist als die der Si-Si-und der
Si-H-Bindung, bildet Silizium bevorzugt [SiOn]-Polyeder im Gegensatz
zum homologen Kohlenstoff, der sehr haufig C-C-Bindungen bildet, da die
Bindungen C-C, C-H und c-o von etwa gleicher Starke sind. Die im
Vergleich zu anderen an- organischen Verbindungsklassen groBe Anzahl von
Silikaten wird durch 4 die in der Reihe Si+-p5+-S6+-CF+ zunehmende
AbstoBung der Zentralatome der [XOn]-Polyeder erklart. Die Tendenz zur
Ausbildung von [Si0]-Oktaedern anstelle von [Si0]-Tetraedern nimmt
in Ver- 6 4 bindungen yom Typ pA",0n . qSi0 sowohl mit steigendem
Nichtmetall- 2 charakter des Elements A als auch mit steigendem Druck
zu. Silikate bilden bevorzugt Anionen der hochsten Dimensionalitat, die
ftir ein vor- gegebenes Si: O-Verhaltnis moglich ist. Diese Beobachtung
laBt sich durch das Streb en nach elektrostatischem Ladungsausgleich auf
klein- stem Raum erklaren.