Spatmittelalterliche Seiden zeichnen sich durch eine grosse Vielfalt an
lebhaften Tiermustern aus. Als jedoch im fruhen 15. Jh. abstrakte
Pflanzenmotive aufkamen, verschwanden die Tiere aus dem Textil. Diesem
Fortgang der Tiere widmet sich das Buch. Kathrin Muller analysiert die
figurlich gemusterten Seiden als Medien hofischer Imaginations- und
Identitatswelten. Ihre Protagonisten sind die Tiere der Jagd, die seit
der Zeit um 1400 auch von Kunstlern wie Antonio Pisanello studiert
wurden. Im hofischen Kontext entstanden nun beeindruckend
naturalistische Tierzeichnungen. Zugleich wurden die Tapisserien zum
Terrain naturgetreuer Tierdarstellungen. Sie machten die Freuden der
Jagd im grossen Stil erfahrbar. Das Buch verdeutlicht die medialen
Manifestationen hofischer Identitat und bietet so eine neue Sicht auf
den Naturalismus in den Bildkunsten des 15. Jh.