Indem er eine Soziologie der Solidarität entwickelte, die als ernsthafte
Alternative zum durkheimschen Programm betrachtet wurde, nimmt Gaston
Richard einen besonderen Platz im Pantheon der Gründerväter der
Soziologie in Frankreich ein. Das vorliegende Buch bietet ein
detailliertes Panorama dieser historischen Rechtssoziologie an, die
Richard auf Grundlage eines relationalen, aus der Moral gewonnenen
Ansatzes entwickelte. Richards Instrumentarium, das eine starke Nähe zum
deutschen Formalismus aufzeigt, diente einer soziologischen Erkenntnis,
die eine praktische Lösung gesellschaftlicher Probleme, insbesondere auf
europäischen und internationalen Ebenen, zum Ziel hatte.
Nach dem Ersten Weltkrieg radikalisierte Richard sein Programm. Die
zunehmende Ambivalenz, die er gegenüber der deutschsprachigen Soziologie
wegen seiner Auffassung des Staates und des Völkerrechts dann zeigte,
deutete auf einen identitären, insbesondere im Rahmen seines Engagements
für die protestantische Stiftung La Cause sichtbaren Nationalismus,
den Richard vergeblich mit seiner Soziologie der Solidarität zu
verbinden versuchte, um die französische Soziologie neu zu definieren.
Der Band schließt mit Richards bibliographischem Werk, einer Liste
seiner akademischen Lehrveranstaltungen und einem Unikat zum
italienischen Faschismus ab.
Der Inhalt
Einleitung - Die Willenstheorie und die Soziologie als ethische
Soziologie - Kritik des Organizismus - Kritik des Positivismus - Gaston
Richards Wirtschaftssoziologie - Von der Berufsmoral zur
staatsbürgerlichen Moral - oder die deutsche Frage - La Cause - Rück-
und Ausblick - Anhang A: Le fascisme et l'anti-fascisme - Anhang B: Werk
von Gaston Richard - Anhang C: Lehrveranstaltungen von Gaston Richard.
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Die Autoren
Dr. Christian Papilloud ist Professor für Soziologie an der
Universität Halle-Wittenberg.
Dr. Cécile Rol lehrt am Institut für Soziologie der Universität
Halle-Wittenberg.