Tenside bestimmen als oberflachenaktive Stoffe wichtige technologische
und natiirliche V organge. Aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften
sind Tenside fi'tr die technische Praxis, die Forschung und das tagliche
Leben gleichermaBen unentbehrlich geworden. Die expansive Vielfalt in
der Tensid anwendung ist kaum zu iiberschauen. Es war zu erwarten, daB
die innova tionsfreudige analytische Chemie diese vielseitige
Substanzklasse fUr die Verbesserung konventioneller und die Entwicklung
neuartiger Methoden heranziehen wird. Das fiihrte anfangs zu einer
Vielzahl von Einzelanwendun gen der Tenside als Hilfsstoff bei
Extraktionsverfahren, photometrischen und titrimetrischen Analysen. Erst
im letzten J ahrzehnt wandelte sich die Rolle der Tenside vom
Hilfsmittel zum bestimmenden Faktor neuartiger Analysenverfahren. Das
Interesse des Analytikers gilt dabei weniger dem monomeren
Tensidmolekiil als vielmehr seinen verschiedenen Assoziaten, die aus
10-10000 Einzelmolekii. len bestehen konnen. In Abhiingigkeit vom
Tensid-System entstehen Mizellen, Vesikel (Liposomen),
flussig-kristalline Phasen, Mikroemulsionen oder andere Assoziate. Die
Tensidassoziate sind als analyti8che Mikroreaktoren aufzufassen, die auf
mannigfache .Weise den Ab lauf analytischer Reaktionen ermoglichen,
stenern oderunterbinden konnen. Von grundlegender Bedeutung fiir die
Anwendung der Tenside in der Analytik ist deren Fahigkeit, un16s1iche
Verbindungen in einem Losungsmittel zu solubilisieren. Diese Eigenschaft
wird im ersten Teil der Monographie (Kap. 2) aus dem
physikalisch-chemischen Charakter der Tensidassoziate abgeleitet und in
ihrer Bedeutung fUr die analytische Chemie herausgestellt. Dabei
unterscheidet man zwischen tensidvermittelter (mizellarer) und nicht
m1"zellarer Solubilisation. Als nichtmizellare Solubilisation wirQ die
Loslich keitsverbesserung durch chaotrope Ionen, Cyclodextrine,
Kronenether und Cyclophane verstanden."