Was machen eigentlich Manager während ihres Arbeitstages? In den USA
beschäftigt diese Frage seit einigen Jahrzehnten die empirische
Organisationsforschung; in Deutschland hat sie seltsamerweise erst in
jüngster Zeit das Interesse der Forscher gefunden. Die wenigen Arbeiten,
die bisher zu diesem Phänomen vorgelegt wurden -sie werden in diesem
Buch diskutiert -, beschäftigen sich jedoch allesamt mit dem
Topmanagement. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, daß der
deutsche mittlere Manager ein unbekanntes Wesen ist. Dabei ist weder die
Annahme, mittlere Manager seien Miniaturausgaben von Topmanagern, noch
diejenige, deutsche mittlere Manager verhielten sich ähnlich wie
amerikanische oder englische, gerechtfertigt. Diese Nichtbeschäftigung
mit den Funktionen und Verhaltensweisen des Managements ist um so
erstaunlicher, als Manager die Abnehmer der Methoden sind, die in der
Betriebswirtschaftslehre entwickelt werden. Manager, mittlere Manager
vor allem, müssen mit Kostenrechnung, Produktionsplanung,
Prognosemethoden und organi- satorischen Regelungen umgehen können. Und
fast sträflich leichtsinnig kommt es einem vor, daß zur Zeit unter dem
Schlagwort Lean Management mittleres Management kräftig abgebaut und dem
noch verbleibenden Teil eine völlig neue Rolle zugewiesen wird, ohne daß
man so genau weiß, was eigentlich die bisherige Rolle des mittleren
Managements war, und ob nicht wichtige Funktionen von ihm erfullt
werden, auf deren Erhaltung bei Verschlankung der Organisation auf jeden
Fall geachtet werden muß.