Die dramatische Zunahme und die derzeitigen Dimensionen von Gewalt ge-
geniiber ausHindischen Mitbiirgern und Mitbiirgerinnen hat die hier
vorge- stellte Studie in einen besonderen Zusammenhang gestellt. Die
Opfer der An- schlage von MolIn und Solingen waren tiirkische Frauen und
Madchen, dies hat allerorten neben Entsetzen und Wut sowie dem GefUhl
der Ohnmacht, ge- rade bei den auslandischen Mitbiirgern und
Mitbiirgerinnen auch wieder die Einstellung zu auslandischen Frauen als
den "Opfern" sowohl der Migranten- wie der deutschen Gesellschaft
schlechthin verstarkt. Wenn dieses Bild sich auch durch die zunehmende
Fremdenfeindlichkeit immer wieder zu bestatigen scheint, so darf es doch
nicht auf die allgemeine Situation tiirkischer Frauen in Deutschland
iibertragen werden. Deshalb ste- hen bei dieser Untersuchung sozusagen
als Gegenpol zu diesem weit verbrei- teten Bild von "der hilflosen
tiirkischen Frau" Frauen im Mittelpunkt, die mit ihren eigenen Worten
ihren Lebensweg zur berufstiitigen Frau in Deutschland beschreiben. Sie
sind ein Beispiel dafUr, wie Integration von auslandischen, hier
tiirkischen Frauen selbst gedeutet und praktiziert wird, wie aktiv
tiirki- sche Migrantinnen ihre eigene Zukunft in Deutschland in die Hand
nehmen und welchen wichtigen Beitrag sie fUr ein Zusammenleben von
Deutschen und Tiirken leisten. Sie sind aber auch ein Beispiel dafUr,
wie wichtig fUr die Einzelne der enge Bezug zur tiirkischen
Migrantengesellschaft nach wie vor zur Bewahrung einer eigenen Identitat
ist.