Diese Studie interpretiert die stets als exzeptionelle poetische
Leistung gewürdigten Naturschilderungen in Georg Büchners
fragmentarischer "Lenz"-Erzählung von einem doppelten theoretischen
Neuansatz aus. Sie problematisiert zum einen die vorschnelle Applikation
des ästhetischen Landschaftsbegriffs und erarbeitet demgegenüber ein
Spektrum divergenter, Theologisches, Ästhetisches und Pathologisches
einbegreifender Raummodelle als hermeneutisches Instrumentarium für
Büchners "Lenz". Sie gewinnt zum anderen mit dem Perspektivwechsel von
der Schizophrenie auf den (historischen) Melancholiediskurs die Klammer,
die die von hochpathologischen Raumentfremdungen über das Erhabene bis
zu narzißtischen Entgrenzungen und der Phänomenalität einer abstrakten,
entdinglichten 'physis' reichenden Naturerfahrungen des Büchnerschen
Protagonisten verbindet.