In alltäglichen (Spiel-)Situationen zuhause und in der Kita entwickeln
Kinder mathematische Kompetenzen, die eng mit dem Zahlbegriffserwerb
verbunden sind. Eltern spielen eine wichtige Rolle beim Kompetenzerwerb
junger Kinder, auch bezogen auf ihr mathematisches Lernen. Seit PISA
wird die Bedeutung früher Bildungsangebote betont; gleichsam sind bis
heute insbesondere Kinder in Hinblick auf geringen Bildungserfolg
gefährdet, die aus Familien mit geringer formaler Bildung und/oder
Migrationserfahrungen kommen. Julia Streit-Lehmann erforscht, welche
Effekte zu erwarten sind, wenn Eltern von Seiten der Kita mit konkreten
Materialangeboten zum gemeinsamen Spielen und (Vor-)Lesen in der Familie
aufgefordert und ermutigt werden. Die Ergebnisse weisen ein großes
Potenzial aus: Alle betrachteten Teilstichproben konnten erheblich von
der Intervention profitieren. Im Follow-up ein Jahr nach der Einschulung
wurden allerdings Befunde repliziert, die für ein grundlegendes Problem
des deutschen Bildungssystems stehen: Nachhaltig sind die Fördererfolge
nur für diejenigen Kinder, die ohnehin bereits privilegiert aufwachsen.
Die Autorin diskutiert, auf welche Weise diese Form von
Bildungsungerechtigkeit für Kinder in benachteiligenden Lebenslagen
abgeschwächt werden kann.