Im Band 76 kommen erstmals 24 Manuskripte zur Veroffentlichung, die
zwischen 1935 und 1955 entstanden sind. Alle Texte erweisen sich als
bedeutsame Erganzungen zu den veroffentlichten Hauptschriften. Oft lasst
sich beobachten, dass Heidegger in seinen thematischen Entwurfen und
Vorstudien entschiedenere Ansatze erprobt hat. Deutlicher als in dem
schon veroffentlichten Aufsatz Vom Wesen und Begriff der Physis erklart
er in den Manuskripten des ersten Teils, die sich alle mit der Frage der
Entstehung der Metaphysik beschaftigen, dass seine Auslegung des
aristotelischen Physis-Begriffs nichts anderes als Versuch ist, aus dem
wesentlichen Nachklang [der vorsokratischen Physis] einen Anklang auf
das Anfangliche herauszuhoren. Bezeichnenderweise hatte der genannte
Aufsatz ursprunglich den fur die Entwicklung eines seinsgeschichtlichen
Denkens pragnanteren Titel Der Vorbegriff der 'Metaphysik'. Bei der
Veroffentlichung von 1958 hat Heidegger einen Teil aus dem
Gesamtmanuskript herausgeschnitten. Dieses Teilstuck wird jetzt unter
dem ursprunglichen Titel im ersten Teil dieses Bandes veroffentlicht, so
dass wieder das 'Ganze' zur Verfugung steht. Die Manuskripte des zweiten
Teils beschaftigen sich mit der Frage nach dem Wesen der (neuzeitlichen)
Wissenschaft. Erkennbar wird dabei, dass die intensive Beschaftigung mit
dieser Frage auch durch die politische Situation motiviert worden ist.
Den Forderungen nach einer 'neuen', 'lebensnahen' Wissenschaft (man
wusste damals sofort, was gemeint war), dem politisierten Reformeifer
bei der Umbildung der Universitat und dem Vordringen parteitreuer
Kollegen in die vielfach gebildeten 'Arbeitskreise' glaubt Heidegger,
nur mit dem Willen zur Besinnung auf die Wissenschaft begegnen zu
konnen. Seine Rede uber die Selbstbehauptung (d.h. Wesensbewahrung) der
deutschen Universitat sieht er erst recht bestatigt. Die Manuskripte des
dritten Teils stammen aus den spaten 40er und den fruhen 50er Jahren.
Die Vorstudien zur Frage nach dem Wesen der Technik zeigen, welche
Bucher Heidegger bei seinen Uberlegungen immer wieder herangezogen hat.
Dass dazu die Essays uber die 'Technische Existenz' gehoren, darf als
Uberraschung angesehen werden. Im Anhang wird als Dokument die
Niederschrift einer Aussprache abgedruckt, die im Anschluss an
Heideggers Vortrag ...dichterisch wohnet der Mensch... (am 24.4.1952 in
Munchen) stattgefunden hat. Der Vorstellung einiger Kollegen, Kunst und
moderne Technik konnten vereinbar sein, widerspricht Heidegger ganz
entschieden.