Die deutsche betriebswirtschaftliche Literatur hat sich mit den
besonderen Problemen der Stillegung und des Verkaufs von
Unternehmensteilen wenig beschäftigt. Trotz einer in den letzten Jahren
verstärkten Literaturdiskussion von Ein- zelproblemen, zum Beispiel der
Freisetzung von Arbeitskräf- ten, mangelt es an einem umfassenden
Lösungsansatz, der alle Einzelprobleme integriert. Demgegenüber stellen
empi- rische Untersuchungen fest, daß in fast allen Unternehmen im
Gegensatz zu Investitionen keine formalisierte Vorge- hensweise für die
Initiierung, Planung und Durchführung von Desinvesti tionen vorhanden
ist. Insbesondere bestehen in der Regel keinerlei Richtlinien für
Desinvestitionsrechnun- gen, während zumindest größere Unternehmen
Investi tions- rechnungsverfahren als Entscheidungsgrundlage für ihre
In- vestitionsentscheidung verwenden. Auf Desinvestitionen, falls sie
doch einmal unumgänglich werden, sind die Unter- nehmen gewöhnlich nicht
rechtzeitig vorbereitet. Eine Desinvesti tion wird so zu einer ad
hoc-Entscheidung ohne hinreichende vorherige Analyse. Als Folge werden
Desin- vestitionen häufig zu spät durchgeführt. Demgegenüber müssen die
Unternehmen heute aufgrund einer hohen Umweltdynamik zur Sicherung des
langfristigen Unter- nehmenserfolges in der Lage sein, sich schnell und
wir- kungsvoll an Veränderungen der Umwelt anzupassen. Dazu ge- hört
auch die Konzentration auf ausgewählte Schwerpunkte. Damit verbunden
sind geplante Marktaustrittsentscheidungen durch Verkauf oder Stillegung
von Unternehmensteilen. Desinvestitionen sollten ein positiver Teil der
strategi- schen Planung sein. Die Arbeit soll daher dazu bei tragen, in
Unternehmen das Verständnis dafür zu fördern, daß die Desinvestition ein
notwendiger Teil der strategischen Planung ist.