Dieses Buch basiert auf zwei zentralen Annahmen: Für den wissen-
schaftlichen und technischen Fortschritt einer wissenschaftlichen
Disziplin ist erstens ein geeignetes mathematisches Handwerkszeug zur
Formulierung und Zusammenfassung neuer Ideen nötig. Zweitens ist die
symbolische Logik ein sehr wesentlicher Bestandteil der in der Forschung
über Künstliche Intelligenz (KI) verwendeten Mathe- matik. Beide
Behauptungen müssen begründet werden. Man sollte allerdings meinen,
unser erster Grundsatz fände ei- gentlich allgemeine Zustimmung. Dennoch
gibt es in neuen Wissen- schaftsgebieten, in denen das Wissen
hauptsächlich an die Praxis und empirische Fallstudien gebunden ist,
vehemente Einwände gegen die Versuche einer Mathematisierung. (Einer der
Autoren erinnert sich beispielsweise daran, wie sich in den 50-er Jahren
einige Elektroingenieure darüber beklagten, daß zum Verständnis von
elek- trischen Schaltkreisen und Kontrollsystemen Differentialglei-
chungen doch völlig unnötig seinen!) Wir behaupten nicht, daß das Wissen
um die mathematischen Grundlagen und Techniken einer Diszi- plin allein
ausreicht, um in der Forschung oder in der Praxis er- folgreich zu sein.
Wir sind allerdings der Meinung, daß zu einem VIII Vorwort erfolgreichem
Studium der modernen, insbesonders technisch orien- tierten
Wissenschaftsdisziplinen immer auch ein solides mathema- tisches
Handwerkszeug der jeweiligen Disziplin gehört. Das Studium dieser
Grundlagen bietet die Voraussetzungen, um die jeweilige Disziplin
interpretieren, verstehen und ausbauen zu können. Da die KI eine noch
relativ junge Disziplin ist, ist es nicht verwunderlich, daß es hitzige
und geistreiche Debatten zwischen "Formalisten" und "Experimentalisten"
gibt. Die Formalisten mei- nen, die Experimentalisten kämen schneller
voran, wenn sie ein tieferes Verständnis der theoretischen Grundlagen
der KI besäßen.