Zwar ist die literarische Gattung der Autobiographie eine neuzeitliche
Erfindung, doch schrieben bereits politische Akteure in der spaten
romischen Republik uber ihr Leben und verorteten dieses im Zusammenhang
mit den politischen Veranderungen der Zeit. Die Autorin untersucht
exemplarisch das life writing Ciceros und des Augustus, um Bedingungen,
Strukturen und Ziele des Schreibens uber den eigenen Lebenslauf zu
eruieren. Sie nimmt sowohl De vita sua-Schriften und commentarii als
auch andere Textsorten in den Blick und zeigt, wie die Autoren mit Form
und Inhalt experimentierten, um ihr Ansehen bei den Zeitgenossen durch
die Festschreibung grosser Taten zu heben und die Erinnerung an diese
fortdauern zu lassen. Die Untersuchung verdeutlicht, dass Texte des life
writing jeweils eng mit dem politischen Kontext verbunden waren. Zudem
werden die Strategien offensichtlich, mit denen der Lebenslauf abhangig
von den geltenden sozialen Normen sinnhaft konstruiert wurde.