Medial viel diskutierte Phänomene wie die ´Erosion des
Flächentarifvertrags´ oder die angebliche ´Flucht aus den
Arbeitgeberverbänden´ zeigen an, dass das deutsche Tarifsystem in den
90er Jahren zunehmend in die Krise geriet. Die Arbeit analysiert die
historisch etablierten Funktionsmechanismen des deutschen Tarifsystems
sowie die Ursachen für die auftretenden Probleme im Zuge von
Dezentralisierung, Verbetrieblichung der Verhandlungsprozesse und
wirtschaftlicher Internationalisierung. Es wird die These entwickelt,
dass die Stabilität des deutschen Tarifsystems zentral von einer nicht
institutionell garantierten, ´freiwilligen´ engen Kooperation zwischen
betrieblichen und tariflichen Akteuren abhängt. Deutlich werden diese
impliziten Bestandsbedingungen des deutschen Tarifsystems durch eine
detaillierte empirische Analyse der - besonders heiklen - Beziehungen
zwischen ostdeutschen Arbeitgeberverbänden und Geschäftsleitungen sowie
ostdeutschen Gewerkschaften und Betriebsräten.