Das Buch ist hervorgegangen aus Vorlesungen, die wir beide seit mehreren
Jahren vor einem gemischten Zuhörerkreis aus Mathematikern und
Ingenieuren an der Technischen Hochschule Darmstadt gehalten haben. Wir
waren bemüht, das Gebiet für beide inter- essant zu machen, die
Mathematiker in einer ihnen verständlichen Sprache in Anwen- dungsnähe
zu bringen und die Ingenieure an die Grundlagen ihrer Wissenschaft
heranzu- fUhren. Wir finden es bedenklich, daß in der Mechanik wie in
allen Ingenieurwissen- schaften eine so starke Zersplitterung in
Spezialgebiete eingetreten ist. An unseren Hochschulen werden zum
Beispiel Strömungsmechanik und Elastomechanik als Fächer gelehrt, die
scheinbar fast nichts miteinander zu tun haben. Dies ist unter anderem
eine Folge der historischen Entwicklung der technischen Mechanik, die
sich frühzeitig und fast ausschließlich auf zwei ideale Materialklassen
mit linearem Stoffgesetz spezialisiert hat, auf den hookeschen
elastischen Festkörper und das newtonsche Fluid. Bezeichnen- derweise
war es die zunehmende Verwendung von Materialien mit nichtlinearem
Stoff- verhalten, zum Beispiel von Kunststoffen, die in letzter Zeit
eine Neubesinnung auf die Grundlagen der Kontinuumsmechanik eingeleitet
hat. Schon vorher war in der Gasdynamik die Einbeziehung der
Thermodynamik in die Kontinuumsmechanik unum- gänglich geworden. Ein
tieferes Verständnis und ein größerer überblick lassen sich ge- winnen,
wenn man sich bemüht, die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Zweiggebiete
der Mechanik und Thermodynamik der Kontinua zu erkennen und ihre
Grundlagen gemeinsam zu entwickeln. Die zu frühe Spezialisierung
verstellt den Weg zu einem tieferen Eindringen auch in die
Spezialgebiete.