Als modisches Etikett für Ungeklärtes und zeitgemäße Problemformel für
Fragwür- diges hat sich der Begriff der Kommunikation in vielen
Disziplinen etabliert. Kom- munikation hält Gesellschaften zusammen! und
ist das Wesen aller Organisationen, Kommunikation fördert die Behandlung
von Konflikten und das Finden von Ent- scheidungen, Kommunikation
stiftet Konsens und leistet soziale Kontrolle, Kom- munikation ist
Vehikel aller Kultur und Medium des Austauschs - kurzum: Kom- munikation
erscheint unverzichtbar. Solche schnell formulierten Behauptungen lassen
sich beliebig vermehren. Bei genauerem Hinsehen stellt sich jedoch der
Verdacht ein, daß solche Behaup- tungen weniger theoriegestützte
Hypothesen als vielmehr unverbindliche Metaphern sind und mithin
geradezu als Indiz für die Hilflosigkeit, mit der man dem Problem
"Kommunikation" gegenübersteht, zu bewerten sind: Es gibt weder eine
Theorie der Kommunikation noch lassen sich bislang tragfähige Ansätze
dazu aufzeigen. Offensichtlich ist die Alltäglichkeit von Kommunikation,
ihre als selbstverständlich angenommene und in Anspruch genommene
Simplizität der wissenschaftlichen Analyse nicht förderlich sondern, wie
bei vielen anscheinend selbstverständlichen Phänomenen, eher hinderlich
gewesen.