Seine Einleitung zur ersten Auflage dieses klinischen Bandes beschloß
MAYER- GROSS 1959 mit dem Hinweis auf die Polarisierung der Psychiatrie
zwischen dem "synthetischen Denken der Klinik" und den "Einseitigkeiten
der Überspeziali- sierung". Dieser Spannung fühlten sich die Herausgeber
der vorliegenden zweiten Auflage womöglich noch stärker ausgesetzt, als
sie ein Jahrzehnt später die Gliede- rung der jetzt erscheinenden heiden
klinischen Bände planten. Sie suchten eine Lösung, indem sie das schnell
anwachsende klinische Erfahrungsfeld stärker differenzierten. Der
Schwerpunkt dieser klinisch-psychiatrischen Bände konnte im Vergleich
zur ersten Auflage in die Richtung der Neurosen und endogenen Psychosen
ver- schoben werden. Der mit der Erstauflage vertraute Leser wird in
ihnen neuartig abgehandelten Themen und neuen Autoren begegnen. Wo eine
Psychiatrie der Gegenwart vermittelt werden soll, kann es nicht damit
sein Bewenden haben, bewährte frühere Beiträge auf den neuesten Stand zu
bringen. Neue nosographi- sche und therapeutische Ansätze waren
einzuordnen, Disproportionen der thema- tischen Gliederung der
Erstauflage mußten geglättet werden. Solche redaktionelle Änderungen
bedingten einen großen Anspruch an die Disziplin aller Mitwirkenden. Die
Herausgeber danken ihnen dafür. In ihren großen Zügen konnte die
Kapitelaufteilung beibehalten werden. Epilepsien, Oligophrenien und
Alterspsychiatrie - letztere wurde von C. MÜLLER redaktionell betreut -
treten jetzt allerdings als eigenständige Bereiche hervor. Erfahrungen
der Grundlagenforschung mit Bedeutung für die klinische Theorie und
Praxis mußten erfaßt werden, wobei Überschneidungen mit Themengruppen
anderer Bände dieses Werkes zu vermeiden waren.