Die Erfahrungen Jugendlicher, die aufgrund psychosozialer Krisen in
einer psychiatrischen Klinik stationär behandelt werden, wurden bislang
aus verstärkt psychologischen und teils auch institutionell-normativen
Blickwinkeln betrachtet. Die vorliegende Untersuchung rückt aus
sozialisationstheoretischer Perspektive den Zusammenhang von Jugend und
Psychiatrie ins Zentrum und legt erstmalig Erkenntnisse zu Erfahrungen
und Bewältigungsformen von psychiatrisch behandelten Jugendlichen sowie
damit verbundenen Sozialisationsdynamiken in der Familie und Schule vor.
Sie geht der Frage nach, wie Jugendliche die biografische Phase ihrer
stationären Behandlung erleben und diese vor dem Hintergrund
adoleszenter Transformationsprozesse und ihrer bisherigen
Sozialisationsgeschichte deuten. Anhand der Rekonstruktion von Einzel-
und Familieninterviews in zwei Fallstudien werden zwei typologische
Verlaufsformen adoleszenter Sozialisationsprozesse herausgearbeitet,
welche schließlich in unterschiedlichen Dimensionen adoleszenter
Bildungsprozesse im Kontext einer stationären jugendpsychiatrischen
Behandlung verdichtet werden.