Prof .. Dr. A. Nabholz Präsident der Internationalen Gesellschaft für
Nutztierhaltung {IGN) Die ungeheure technische Entwicklung der
Nachkriegszeit machte bekanntlich auch vor der Landwirtschaft nicht
halt. Die zunehmende Technisierung der land- wirtschaftlichen Produktion
auf allen ihren Gebieten ist einerseits das Resul- tat des
wirtschaftlichen Zwanges zur Rationalisierung, anderseits entspricht sie
aber auch unserem allgemeinen Wirtschaftsdenken, wonach immer mehr,
immer billiger, in immer kürzerer Zeit produziert werden muss. Die
Intensivhaltung von Nutztieren ist erst möglich geworden, nachdem sich
Technik und Industrie auch der Tierproduktion angenommen hatten. Dabei
stan- den auch hier die Rationalisierung der Tierhaltung und
betriebswirtschaftli- ehe Ueberlegungen im Vordergrund. Die Bedürfnisse
der Tiere wurden nur soweit berücksichtigt, als es die Erhaltung ihrer
Leistungsfähigkeit erforderte. Mit diesem Ziel entwickelte
Haltungssysteme mögen technisch perfektioniert und arbeitssparend sein;
die durch sie geschaffene extrem eintönige, künstliche Umwelt
verunmöglicht es den Tieren jedoch weitgehend, ihre artgemässen, natür-
lichen Verhaltensweisen auszuleben. Da viele Bedürfnisse der Tiere nicht
be- friedigt sind, kommt es in solchen Haltungssystemen häufig zu
Verhaltensstö- rungen. In den letzten Jahren ist sowohl aus
wissenschaftlichen Kreisen, wie auch von der Oeffentlichkeit, immer
lauter Kritik an dieser Entwicklung geiibt worden. In der Erkenntnis,
dass der Mensch auch in der produktionsorientierten Tier- haltung seine
Verantwortung dem 1i tgeschöpf "Ti er" gegenüber tragen muss, wird
gefordert, es sei dafür zu sorgen, dass die Haltungsbedingungen den
artgernäs- sen Bedürfnissen der Tiere entsprechen.