Den an den gewaltigen Umwälzungen unserer Zeit Interessierten bewegen
heute in erster Linie die Probleme des sozialen Wandels - oder besser
des dringend not- wendigen Umbaus unserer Welt. Erst dahinter tritt seit
einiger Zeit die Forderung nach dem Umbau des Menschen auf 1. Sie ist
von der öffentlichkeit noch relativ wenig beachtet und offenbar als
unangenehm fast tabuiert. Von den die Frage initiierenden Biologen ist
diese Forderung aber durchaus ernst gemeint. Ihre Ten- denz ist radikal.
Außerhalb dieser Tendenz laufen aber bereits unentwegt Prozesse, die
zuerst Eingriff in die Physis und Psyche des Menschen, dann eben doch
schon Veränderung bedeuten oder bedeuten können. Der Massenausstoß von
Chemikalien bis ins Trinkwasser und in die Zahnpasta hinein und die
permanente massenhafte Massenbeeinflussung teilgeplanter Art, zum
Beispiel durch Werbung, deren Wirkung (besonders insgesamt!) völlig
unbekannt ist, ist damit gemeint. Hier setzt unser Interesse ein. Die
Idee einer Veränderung des Menschen ist einmal überhaupt bewegend. Zum
anderen gilt ihr deshalb unser Fachinteresse, weil eine an der
Kulturanthropologie und der sogenannten Philosophischen Anthropologie
orientierte Soziologie durch die Behauptung und Verbreitung des
Konzeptes von der »Offenheit« und »Plasti- zität«, der unbegrenzten
Beeinflußbarkeit und Lernfähigkeit des Menschen, zu- sammen mit einer
untheoretischen Evolutionstheorie erst den Hintergrund für die Idee der
Möglichkeit eines »Umbaus« des Menschen geliefert hat. Ist der Mensch
total offen, nicht festgelegt, dann kann er auch beliebig angepaßt
werden.