Viele wirtschaftliche und soziale Probleme der modernen
Industriewirtschaft lassen sich ohne technisches Grundwissen, ohne
Verständnis für die natur- wissenschaftlichen Grundlagen der modemen
Produktionstechnik und ohne Wissen um die geschichtliche Entwicklung der
Technik nicht mehr verstehen. Das gilt in besonderem Maße für die
Industriebetriebslehre und die auf die Produktion bezogenen Teile der
allgemeinen Betriebswirtschaftslehre, wie die Produktions- und
Kostentheorie, und für wesentliche Teile des Rechnungs- wesens. Die
Struktur der Industriebetriebe wird nun einmal ganz wesentlich durch die
Eigenarten der jeweils angewandten Produktionstechnik geprägt und ändert
sich mit ihrer Weiterentwicklung. Daher sind nur wenige Aussagen der
Industriebetriebslehre für alle Bereiche der Industrie allgemein gültig.
Sobald man tiefer gehen will, ist man gezwungen zu differenzieren, und
zwar nicht einfach nach Industriezweigen, sondern nach dem Vorhandensein
oder Nichtvorhandensein ganz bestimmter wirtschaftlicher und technischer
Merk- malskombinationen. Auch werfen bestimmte Gruppen von
Erzeugungsverfah- ren eigene wirtschaftliche Fragestellungen auf, wie z.
B. die Chargenverfahren das Problem der Abhängigkeit der Kosten vom
Füllungsgrad. Die technisch- wirtschaftlichen Merkmale der Produktion
sind aber - wie insbesondere Erich Schäfer immer wieder betont und wie
ich am Beispiel der Kuppelproduktion in einer früheren Arbeit gezeigt
habe - auch wesentliche Faktoren der Absatz- und Beschaffungsgestaltung.
Entsprechendes gilt für die Gestaltung der be- trieblichen Planung, der
Organisation und des Rechnungswesens. Somit ergibt sich für die
Betriebswirtschaftslehre, insbesondere die Industrie- betriebslehre, die
Notwendigkeit, sich mit der Produktionstechnik zu befassen, nicht um den
Technologen Konkurrenz zu machen, sondern um die technologi- schen
Gegebenheiten bei der spezifischen betriebswirtschaftlichen Betrach-
tungsweise gebührend berücksichtigen zu können.