Individualisierungsprozesse stehen seit Mitte der 80er Jahre im
Mittelpunkt einer kontroversen Diskussion um sozialstrukturelle
Wandlungen in (West-)Deutschland. Bedeutung und Reichweite solcher
Prozesse des Herauslösens aus vertrauten Kontexten, die durch den
Strukturbruch in Ostdeutschland noch verstärkt wurden, können jedoch mit
statischen Sozialstrukturbeschreibungen nur unzureichend erfaßt werden.
Angeregt durch die Lebenslauf- und Mobilitätsforschung plädiert diese
Studie deshalb für eine konsequente "Verzeitlichung" sozialstruktureller
Analysen. Zugleich präsentiert sie zahlreiche empirische Indizien für
eine wachsende Vielfalt von Erwerbs- und Berufsbiographien bzw. für eine
gestiegene "Beweglichkeit" von Individuen in sozialen Strukturen, die
sowohl neuartige Statusunsicherheiten wie auch vielfältigere
Sozialstrukturerfahrungen mit sich bringen können.