Was hätten Heine oder Tucholsky geschrieben, wenn sie als Ausländer im
Auftrag einer Zeitung über das wilhelminische Deutschland hätten
berichten sollen? Vermutlich ähnliche Texte wie die, die Julio Camba
zwischen 1912 und 1914 für zwei spanische Tageszeitungen tatsächlich
geschrieben hat: pointierte und scharfsichtige Beobachtungen all der
Merkwürdigkeiten und Skurrilitäten im Deutschland dieser Zeit, die nun
erstmals in deutscher Sprache vorliegen. Camba - laut Ortega y Gasset
die reinste und eleganteste Intelligenz Spaniens - schreibt hier über
Militarismus und Gelehrtheit, über Nietzsche und das Oktoberfest, über
Zeppeline und Schilderwahn, über bayrische Gemütlichkeit und preußische
Disziplin, über kolossale Architektur, damals noch nagelneu, darüber,
wie es ihm als Ausländer in Deutschland ergeht, und natürlich,
unvermeidlich, über die deutsche Küche. Viele seiner Texte geben einen
tiefen Einblick in den Geist jener Zeit, andere sind von erstaunlicher
Aktualität. Cambas Humor ist scharf, aber nicht boshaft, seine Texte
scheinen stets zwischen Scherz und Ernst zu changieren oder, um es mit
Cambas Worten an seine Leser zu sagen: Sie wissen, dass Sie mich niemals
völlig ernst nehmen dürfen. Niemals völlig ernst und niemals völlig
unernst.