ls ich im Herbst 1978 gerade meine Doktorarbeit beendet A hatte,
überlegte ich, welches Forschungsgebiet ich mir als nächstes mit meinen
Lieblings-Versuchstieren, den Bienen, vor- nehmen sollte. Als äußerst
reizvolles Thema erschien mir die Frage, wie der Prozeß der
Nahrungsbeschaffung im Bienenvolk organisiert wird. Die jüngste Arbeit
von Bemd Heinrich, die er in seinem Buch Bumblebee Economics wunderbar
zusammen- gefaßt hatte, zeigte den Erfolg einer besonderen Sichtweise:
Er betrachtete das Hummelvolk als ökonomische Einheit, die durch die
natürliche Selektion dazu gebracht worden war, ihre Energie- ressourcen
effektiv zu sammeln und zu verwerten. Mich fesselte der Gedanke, diese
Sichtweise auf Honigbienen anzuwenden. Weil Bienenvölker größer sind als
Hummelvölker und ausgefeil- tere Kommunikationssysteme besitzen, war es
offensichtlich, daß sie einen noch größeren Schatz an
Organisationsstrukturen für ihren Energiehaushalt besitzen müssen.
Natürlich war schon viel über die inneren Abläufe bei Bienenvölkern
bekannt, besonders über die berühmte Tanzsprache, mit der Honigbienen
ihre Stock- genossinnen zur Ausbeutung reicher Trachtquellen anwerben.