1. Vor mehr als sechzigJahren schon hat NICHOLAS POPPE eine
pragmatische Be- merkung gemacht, die fiir die Genese der als
"Heldenmarchen/Reckenmarchen" (bayaturliy uliger) oder "Heldensagen"
(bayaturliy domoy) bekannten miindlich tra- dierten Uberlieferungen von
Bedeutung ist, indem er, die abnehmende Verbrei- tung der Reimepen
(tuulis) bei den Khalkha-Mongolen beklagend, von der Weiter- gabe vieler
Epen als "Prosamarchen" sagte: "Solche Heldensagen, die von Anfang bis
Ende in Reimen vorgetragen wurden, werden immer seltener, und sehr oft
werden ganze Partien in Prosa hergesagt". l Fiir die
Khalkha-Uberlieferungen hat sich dies bestatigt, wie die von G. ]. RAM-
STEDT urn 1900 gesammelten und 1973/74 durch H. HALEN veroffentlichten
Prosa- versionen bereits zeigten. Unter ihnen bildet die Prosa-Fassung
des Gurwan naste gunan ulan biitar ein besonders iiberzeugendes Beispiel
fUr diese Entwicklung hin 3 zur erzahlenden Prosa. SchlieBlich zeigen
auch die von D. CERENSODNOM als eigene Kategorie ver- 4 offentlichten 23
Heldenmarchen aus Khalkha starke Beeinflussungen durch Heldenepen, was
besonders die Heldenmarchen Ganc itst galzuu §ar baatarS und Gurwan
nastaj Gunan ulaan baiitar6 deutlich machen. 1m ersten dieser beiden
Texte ist die Nachfolge nach dem Epos Qan qarangyui ausdrucklich
vermerkt. Wahrend der letzten Jahre sind auch in Sammlungen von Marchen
anderer mongolischer Volkerschaften wie der in Hulunbuir siedelnden
Burjaten, ' der 8 9 Oiraten aus dem Ili-Gebiet und aus dem
Tarbagatai/Tegesi-Gebiet in Sinkiang 1 Zum khalkhamongolischen
Heldenepos, in: Asia Maior V: 1928, 184. 2 H. H. uiN, Nordmongolische
Volksdichtung, gesammelt von G. J. RAMsTEDT, I, Helsinki 1973, 250-270.