AnlaB, dieses Bueh niederzusehreiben, ist ein empiriseh-analytisehes
Unbehagen. Besehaftigt mit einer Untersuehung zur Anwendung
sozialwissensehaftlieher Erkenntnisse in Wirtsehaftsbetrieben und in der
politisehen Administration, muBten wir feststellen, daB die Grundlagen
der Befragung einer theoretisehen Klarung besonders bedurftig waren.
Dieser die Untersuehung begleitende ProzeB der theoretisehen
Se1bstverstandigung begann mit der Einsieht, daB der
empiriseh-analytisehe Erfahrungsbegriff der Sozialwissensehaft die
Wirkliehkeit dieser Wissensehaft nur unvollkommen erreieht. Es war daher
naheliegend, zunaehst einige methodologisehe Grundfragen zu diskutieren,
die fur die sozialwissensehaftliehe Theorie und Empirie konstitutiv
sind. Das Ergebnis dieser Diskussion laBt sieh dahingehend
zusammenfassen, daB die Grunddisziplin der Sozialwissenschaft dann die
Philosophie sein muB, wenn die Inter- pretation empiriseher Befunde
nieht beliebig sein solI. Und zwar eine Philosophie, die sieh nieht
aussehlieBlieh mit einer wissensehafts- theoretisehen Naehzeiehnung
wissensehaftlieher Methoden begnugt, sondern deren inhaltsbezogene
Kategorien Bestandteil der sozial- wissensehaftliehen Theorien se1bst
sein mussen. Sozialwissensehaft wird vor diesem Hintergrund eine Form
mog- lieher Erkenntnis, einer Erkenntnis, die beispielsweise im
Gegensatz zur Physik, ihren Erkenntnisgegenstand im wesentliehen mit dem
AlI- tagswissen teilt. Sozialwissensehaftlieh zu ersehlieBende
Erfahrungen konnen also nieht von den Erfahrungen des alltagliehen
BewuBtseins vollig abstrahieren; aber sie mussen diese Form des
BewuBtseins der- art konkretisieren, daB seine Erfahrungen in ihrer
Komplexitat und vie1fliltigen gesellsehaftliehen Bezogenheit verstehbar
werden.