Mit den archaologischen Ausgrabungen im Vorfeld des Autobahnbaus bei
Glienke, Lkr. Mecklenburg-Strelitz, konnte erstmals in
Mecklenburg-Vorpommern ein slawischer Burgwall des 9. und 10.
Jahrhunderts vollstandig untersucht werden. Daruber hinaus wurden auch
grossere Areale der anschliessenden Vorburgsiedlung freigelegt. Dies bot
die Moglichkeit, umfassende Erkenntnisse zur Siedlungs- und
Wirtschaftsstruktur einer mittelslawischen Burganlage zu gewinnen und
die sozialen Verhaltnisse der Bewohner des Burgwalles und denen der
Vorburgsiedlung naher zu beurteilen. Mit dem vorliegenden Band werden
die archaologischen und naturwissenschaftlichen Grabungsergebnisse des
Burg-Siedlungskomplexes von Glienke prasentiert, die nicht nur fur die
regionale Besiedlungsgeschichte im ostlichen Mecklenburg, sondern auch
fur die Erforschung der westslawischen Kultur zwischen Elbe und Oder von
grosster Bedeutung sind. Vor allem die vollstandige Freilegung des
Burgwalles ermoglicht detaillierte und kaum vergleichbare Einblicke in
die Siedlungsstruktur einer slawischen Burganlage. Auf Grundlage von
archaologischen, historischen und naturwissenschaftlichen Quellen konnen
herrschaftliche und wirtschaftliche Funktionen der in der Burg
wohnhaften Bevolkerung beurteilt, aber auch die Ursachen fur den enormen
Burgenbau im 9. und 10. Jahrhundert in weiten Teilen des slawischen
Siedlungsgebietes diskutiert werden. Der kultur- und
besiedlungsgeschichtliche Blick richtet sich dabei vornehmlich auf das
historisch uberlieferte Stammesgebiet der slawischen Redarier im
ostlichen Mecklenburg, vor allem auf die Region zwischen Tollensesee und
Uecker, in dem die Burg von Glienke im 9. Jahrhundert gegrundet wurde.