Gewalt hat stets eine Geschichte. Diese bezieht sich sowohl auf das, was
vor einem Gewaltereignis geschehen ist, als auch darauf, was nach diesem
Ereignis eintritt. Gedächtnissoziologisch gefasst, wirft dies Fragen
nach den Verkettungen und Bahnungen von Gewalt im Verlauf der Zeit auf.
Von zentraler Bedeutung ist hier das Moment der Störung sozialer
Ordnung, welches Gewalthandeln ebenso auslösen kann, wie es aus diesem
in der Regel resultiert. In der Folge kommt es dann zur gewaltsamen oder
gewaltlosen (Re-)Konsolidierung sozialer Ordnung.
Die in diesem Band versammelten Beiträge analysieren sozialtheoretisch
und anhand von Fallbeispielen, wie Gewalt fortgesetzt oder unterbrochen,
verschwiegen oder thematisiert, legitimiert oder verurteilt wird. Auf
diese Weise arbeiten sie Muster und Mechanismen von Sinn-
beziehungsweise Strukturbildungsprozessen des gedächtnishaften und
mitunter erinnernden Rückbezugs auf vergangene Gewaltereignisse heraus.