nen Gesellschaft, nicht urn den Pluralismus verschiedener Wertsysteme,
die in der Gegenwart heterogene Traditionen reprasentieren und zumindest
noch sektorale oder schichtenspezifische Geltung haben. Der Ansatzpunkt
der Kritik konnte hier vielmehr in einer aUe kulturellen Werte
betreffenden Geltungsschwache gegenfiber Dominanzanspriichen der
Zivilisation liegen. Die These, daB in den fortgeschritte- nen
Industriegesellschaften das (technische) "Reich der Mittel" und des
Machens im Zuge einer langfristigen Entwicklung den Primat fiber das
"Reich der Zwecke- des Handelns in Erfilliung von Kulturwerten -
gewonnen habe, kann als gut belegt gelten angesichts zahlreicher, im
Ergebnis konvergierender Analysen, die von durch- 213 aus
unterschiedlichen Standpunkten und theoretischen Ansatzen ausgehen . Die
allerorten erhobene Klage fiber das "Sinndefizit" der
Industriegesellschaf- ten, das auch verschiedentlich schon zur Erklarung
von Studentenbewegung und 214 Terrorismus herangezogen worden ist,
konnte danach ihre reale Grundlage darin finden, daB sich Kultur i. e.
S. fiberhaupt auf eine "Schwundstufe" zUriickgezogen hat, auf der sie,
sei es als sog. "hohere Kultur" (Kunst, Religion, Geisteswissenschaf-
ten), sei es als Massenkonsumgut im Joumalismus und ahnlichen
Institutionen in 5 jedem Fall nurmehr margin ale Funktionen im Freizeit-
und Hobbybereich erffillt21, wahrend die Zivilisation sich von ihrem
sinnvollen Status als Produzentin von Mit- teln ffir kulturell
definierte Zwecke emanzipiert hat zu einer Autonomie, in der die
Zweckfrage entweder materialistisch, also "unkultiviert" entschieden
oder ffir fiber- flfissig (Stichwort: Sachzwang) erklart wird.