Des Bürgers wichtigster Wunsch ist seine Gesundheit. Sozialstaat und
Solidarge- meinschaft haben ihm Schutz und Wiederherstellung seiner
Gesundheit im Rahmen des medizinisch Möglichen garantiert. Solange die
arbeitende Bevölke- rung und mit ihr die Solidargemeinschaft und die
öffentlichen Haushalte expan- dierten, hatte es damit keine Not. Im
Dienst am Kranken schien der Gesund- heitssektor der Volkswirtschaft
unbegrenzt wachstumsfähig zu sein. Mittlerweile haben sich die
Perspektiven grundlegend verändert: Das Altern der Gesellschaft, die
schrumpfende Zahl der Erwerbstätigen, die strukturellen Veränderungen
der Wirtschaft, die steigende Zahl erwerbsloser jüngerer und nicht mehr
erwerbsfähiger älterer Menschen haben Stagnation und Rückgang auf der
Einnahmeseite zur Folge. Der unverhältnismäßig hohe Anstieg der Gesund-
heitsausgaben der letzten Jahrzehnte kann so nicht weitergehen. Kleinere
Refor- men des Gesundheitswesens führten zu kleinen Einsparungen. Eine
große Re- form, die unter Berücksichtigung humanitärer Ziele,
medizinischen Fortschritts, demographischer, gesellschaftlicher und
wirtschaftlicher Veränderungen Ein- nahmen und Ausgaben im Rahmen
gesellschaftlicher Prioritäten langfristig zum Ausgleich bringt, steht
noch vor uns. Sie ist allenfalls an gedacht, keineswegs kon- zipiert und
schon gar nicht gegen ökonomische und soziale Besitzstände durch-
gesetzt.