Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziologie - Medien,
Kunst, Musik, Note: 1.0, Ludwig-Maximilians-Universität München
(Soziologie), Veranstaltung: Hauptseminar: Konstruktivismus und Form
Analyse, Sprache: Deutsch, Abstract: 1918 tritt Johannes Baader während
einer Messe in der Stiftskirche in Berlin auf das Rednerpodest. Die
Messe wird gestört unterbrochen und alle Anwesenden sind gespannt, was
dieser Mann in schwarzem Anzug zu sagen hat. Baader erhebt seine Stimme
und sagt: "Einen Augenblick! Ich frage Sie, was ist Ihnen Jesus
Christus?" Nach längerem Schweigen gibt er laut die Antwort: "Er ist
Ihnen wurst!"1 Dass der Aktionskünstler und 'Oberdada' danach verhaftet
wurde, wahr ihm wohl schon vorher klar und er sollte es schon gewöhnt
gewesen sein, war dies nicht seine erste Aktion mit skandalösem Ausgang.
Eine der Spezialitäten dadaistischer Gruppen waren unter anderem
Auftritte solcher Art. Zu dieser Zeit provozierten künstlerische
Strömungen wie der Dadaismus das Publikum bis zum Äußersten. Sie wurde
bei den meisten Kunstrezipienten und Kritiker mehr als 'Schmutz' und
'sinnloses Revoluzzertum' abgetan, denn als Kunst wahrgenommen. Der
Dadaismus ist in dieser Epoche die Spitze der modernen Kunstbewegung,
die mit der Décadence über den italienischen Futurismus und den
Expressionismus schon seit Ende des 19. Jahrhunderts Fuß gefasst hatte
2. Was früher als sinnlos und Nicht-Kunst abgehandelt wurde, stellt sich
von heutigen Standpunkten als sehr interessant dar. Die Auswirkungen des
Dadaismus sind mannigfaltig, bis heute werden die Konzepte der damaligen
Zeit aufgenommen, sei es durch Drip-Paintings von Jackson Pollock,
Cut-Ups von William S. Borroughs3 oder die Collagen von David Carson4.
Nimmt man Werke des Dadaismus wie Duchamps Ready-mades, die nur durch
das Ausstellen in Museen zur Kunst avancierten, wird klar, wie der Kuns
tbegriff auf ein theoretisches Niveau übertragen wurde. Gerade durch das
Verweigern von Sinn kreierte diese Kunst Sinn, einen