Die 90er Jahre unseres Jahrhunderts - das Jahrzehnt der Geo-
wissenschaften. Diese These mag sehr optimistisch klingen, doch haben
wir allen Grund zu der Annahme, daß diese Prognose Wirklichkeit wird. In
den 60er Jahren hatte eine geowissenschaftliehe Erkenntnis unser Bild
der Erde revolutioniert wie wohl kaum eine andere seit Kopernikus: das
Phänomen der Plattentektonik. Unsere mehrere Kilometer dicke Erdkruste
besteht aus driftenden, aufreißenden, kollidierenden, mal abtauchenden
und mal auf- steigenden kontinentalen und ozeanischen Platten. Während
der 70er Jahre erhielten die Erdwissenschaften kräfti- ge Impulse durch
das vom Club of Rome vorhergesagte und durch hemmungslosen Verbrauch und
ölkrise heraufbeschwore- ne Schreckgespenst Rohstoffmanget Die
geologisch-geophysika- lische Lagerstättensuche und -erkundung wurden
kräftig ange- kurbelt. Die 80er Jahre weiteten den Blick und schärften
das Bewußtsein für die globalen Probleme des Umgangs mit der Umwelt, für
die Gefahren durch Naturgewalten, von Erdbeben- und Vulkanka- tastrophen
bis zum Ozonloch und zur Klimaentwicklung. Die in den letzten
Jahrzehnten angehäuften geowissenschaftli- ehen Fragen liegen heute
gebündelt auf dem Tisch. Programme zur Lösung im lokalen, regionalen und
globalen Maßstab sind angelaufen. Viele Menschen interessiert die
Bewältigung der mannigfaltigen Geoprobleme unserer Zeit. Sie wollen
mitgestalten oder möchten ganz einfach verstehen, was in der festen Erde
vorgeht, wohin sich unsere Lufthülle entwickelt und wie die Zukunft des
Was- sers auf und in der Erde aussieht. Doch Verständnis von Natur-
ereignissen oder gar aktives Eingreifen setzt Kenntnis der
Erscheinungsformen, des Stoffbestandes, der Materialeigen- schaften, der
ablaufenden Prozesse und der wirkenden Kräfte voraus. Dies zu
vermitteln, ist ein Anliegen unseres Buches.