Die Mathematiker leben im allgemeinen gut mit den Biologen zusammen.
Aber sie reden wenig miteinander. Ihre Erkenntnisse und Beweggriinde
sind so weit voneinander entfernt, daB ein Dialog unmoglich scheint.
Jedoch kann ein betrachtlicher Gewinn erzielt werden. Niemand wird
bestreiten, daB man die Mathematik mit dem Gehirn betreibt. Jedoch ist
es bisher keiner yom Menschen konstruierten Maschine gelungen, die
verniinftigen und erfinderi- schen Fahigkeiten unserer zerebralen
Maschine nachzumachen. Kommt man eines Tages dahin? Kann eine echte
kiinstliche Intelligenz aus der unbelebten Materie entstehen? Dies ist
die zentrale Frage dieses Buches. Bevor man diese Frage beantworten
kann, muB man die Mathematik definieren. Was ist die Natur der
mathematischen Objekte? Existieren diese unabhangig yom Gehirn des
Menschen, der sie entdeckt? Oder sind sie im Gegenteil nur das Produkt
der Gehirnaktivitat, die sie konstruiert? Die jiing- sten Entwicklungen
der Neurowissenschaften, der Wissenschaft yom Nerven- system, liefern
neue Gesichtspunkte zu einem Fragekomplex, der schon in den Dialogen von
Plato behandelt wurde. Die Mathematik ist in Paris, in Moskau und in San
Francisco die gleiche.