Die AuslOsung von Fremdkorpersarkomen ist eine neue, von bekannten
cancerogenen Faktoren unabhangige Krebsursache. Sie ist ein Beispiel fur
die bislang kaum systematisch bearbeitete "unspezifische Geschwulstaus-
lOsung". Die Vielfalt der fur diese Blastogenese bedeutsamen exogenen
und endogenen Faktoren (Implantatgroge, Oberflachenbeschaffenheit,
Porositat, Verweildauer, Gewebsvertraglichkeit, Korperregion, Gewebeart,
Tierstamm, Tierart u. a. ) sind durch die unterschiedliche Quantitat des
gebildeten pra- sarkomatosen Gewebes zu interpretieren. Die Beobachtung,
dag neben Metallen und Kunststoffen auch heteroplastische
Knochentransplantate Sar- kome auslOsen konnen, dag sie auch mit schwer
resorbierbaren Stoffen wie Catgut und Gewebeklebern auszulosen sind,
beinhaltet fur Chirurgen das Problem, ob nicht nach
Fremdkorperimplantaten, Organ-und Gewebetrans- plantationen mit einer
Geschwulstauslosung zu rechnen ist. Eine Zusammen- stellung der
klinischen Beobachtungen von Sarkomen nach met allis chen und
nichtmetallischen Implantaten zeigt, dag soIehe Ergebnisse auch fur den
Menschen bedeutsam sind. Sarkome in Operationsnarben und Prothesen-
sarkome als Beispiel von Narbensarkomen erganzen diese Synopsis und
geben Anhaltspunkte fur die Begutachtung von Geschwulsten nach Traumen
allgemein. Krebsprophylaktische Magnahmen bei der Implantation allo-
plastischer Fremdkorper konnen auf Grund solcher Untersuchungen heute
bereits festgelegt werden. Aufgabe dieser Schrift ist es, die verstreute
Literatur und Einzelergeb- nisse zusammenfassend darzustellen, offene
Probleme durch eigene Ver- suchsergebnisse zu erganzen und die
vielfaltigen Ansatzpunkte fur eine sinn volle Fortfuhrung dieser
Forschung aufzuzeigen. Die Interpretation der vorliegenden Ergebnisse in
einer synoptischen Arbeitshypothese, nach welcher die Fremdkorpersarkome
als Narbenkrebs anzusehen sind, erklart die wider- spruchliche Vielfalt
an klinischen und experimentellen Beobachtungen. Bonn-Bad Godesberg,
Juli 1970 GERHARD OTT Inhaltsverzeichnis 1 I. Einleitung . . . . . II.
Gesdtichtlicher Riidi. blidi.