Dieses Buch handelt von einem Phänomen, das in der seit bald vierzig
Jahren immer wieder neu aufgenommenen Debatte um das sogenannte
lebenslange Lernen systematisch zu kurz kommt, wenn nicht gar
ausgeblendet wird: vom Fernbleiben von erwerbsbezogener Weiterbildung
und vom Widerstand gegen eine Zumutung. In der Zange zwischen
bildungsbürgerlichen und professionellen Selbst-Verständlichkeiten,
global-ökonomisch hergeleiteten Erfordernissen, sich pennanent der
Anstrengung neuerlicher Qualifizierung auszusetzen, und immer neuen
Beweisen, daß immer mehr potentielle Konkurrenten auf den Arbeitsmärkten
sich ihr unterziehen, entsteht den dem Erwerbsleben N ahestehen- den
eine Bringschuld. Mit nonnativer Kraft und einem Sanktionspotential
ausgestattet, das im Bereich öffentlich geförderter Veranstaltungen
beruflicher Weiterbildung bis an die Verweigerung der
Subsistenzsicherung heranreicht, verlangt sie von den einzelnen,
gesamtgesellschaftlich produzierte Risiken individuell abzufedern -sehr
oft, wie zu zeigen sein wird, ohne Kosten und Aufwand einen angemessenen
Nutzen gegenüberzustellen. Es scheint im gesellschaftlichen Diskurs
ausgemacht, wie die Aufgaben im Prozeß technischer und ökonomischer
Innovation verteilt sind. Während die Betriebe die neuen technischen
Systeme bereitzustellen haben, wo dies ins- besondere angesichts der
Entwicklung der Konkurrenzsituation auf entgrenzten Märkten angezeigt
scheint, ist es Sache der Arbeitnehmer, durch berufliche Weiterbildung
dafür zu sorgen, daß die neuen Systeme am Arbeitsplatz genutzt und in
immer weiter der spezifischen betrieblichen Situation angepaßter,
optimierter Weise eingesetzt werden können. Man kann wohl annehmen, daß
es sich hierbei um einen exemplarischen gesamtgesellschaftlichen Konsens
handelt, der in seiner Eindeutigkeit und Widerspruchsfreiheit
seinesgleichen sucht.