Was zeichnet die vorliegende Arbeit besonders aus? Es sind nicht nur die
Grabungsfunde, mit denen verdienstvolle Wissenschaftler(innen) aus der
Friihzeit unseres lahrhunderts der Vergessenheit entrissen werden, es
ist vor allem das hohe Mall an Empathie, mit der es der Autorin gelungen
ist, die Ergebnisse ihrer Recherchen aus dem Kontext des jeweiligen
Umfeldes zu interpretieren. So wird nicht nur deutlich, sondem auch
verstfuldJich, warum viele Frauen -sowohl unter den Befragten wie auch
unter den inter- pretierenden Wissenschaftlerinnen - dem naiv
propagierten Emanzipati- onsgebaren skeptisch gegeniiberstehen und
lieber in den Raumen einer ver- trauten Verhaltenssicherheit verbleiben.
Bemerkenswert in diesem Zusam- menhang auch die heute weithin
verlorengehende Fahigkeit der Verfasse- rin, die Autor(inn)en, die sie
respektiert und ob ihrer Leistung geradezu verehrt, in einzelnen
Positionen sachlich scharf zu kritisieren. So erweist sich die
Entstehung, Differenzierung und Verstfu"kung des FrauenbewuBt- seins in
diesem lahrhundert als ein in sich vielfaItig gebrochener ProzeB, dessen
allmahliche Gewinne und Stabilisierungen sich vor allem aus der
produktiven Verarbeitung enttiiuschter Hoffnungen zusammensetzen. Hel-
ga Milz verzichtet von vornherein auf die ebenso end-wie nutzlose Dis-
kussion urn Wesen und Natur der Frau, nimmt also die Geschlechtercli:
fJe- renz als ein Produkt menschlicher Kulturentwicklung wahr und ernst.
Eben deshalb aber forscht sie in ihrem Datenmaterial den Entwicklungen
nach, in denen die infolge dieser Kulturentwicklung beschadigten Men-
schenrechte (vor aHem, aber nicht nur) von Frauen benannt und wieder
eingefordert werden.