Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stellt sich Frankreich als eine moder- ne
Industrienation dar, die sich mit ihrem Status als europäische Mit-
telmacht abgefunden hat. Frankreich bildet heute einen der tragenden
Pfeiler der Europäischen Union und ist maßgeblich an allen Initiativen
beteiligt, die das weitere Zusammenwachsen der europäischen Staaten zum
Ziel haben. Seit vielen Jahren ist Frankreich Deutschlands bevor- zugter
Partner. Eine solche enge Partnerschaft verlangt nach einer so- liden
Kenntnis des anderen. Wenn Frankreich als moderne Industrienation
bezeichnet wird, so soll damit zum Ausdruck gebracht werden, daß es den
lange spürbaren Rückstand einer stark landwirtschaftlich geprägten
Gesellschaft auf- geholt hat und daß die über die Nachkriegsjahrzehnte
offensiv voran- getriebene Modernisierungspolitik erfolgreich war.
Frankreich ent- spricht in vielem kaum mehr dem Bild, das besonders in
Deutschland immer noch gerne gepflegt wird, sieht man hierzulande in
Frankreich doch mit Vorliebe ein charmant altmodisches, im Vergleich zu
Deutschland weniger modemes, weniger durchorganisiertes und durch-
rationalisiertes Land. Tatsächlich jedoch ist Frankreich in manchen
Aspekten wesentlich "moderner" als Deutschland, so beispielsweise in
seiner Offenheit für technische Innovationen, wovon verschiedene
High-Tech-Freizeitparks wie La Villette bei Paris oder das Futuros- cope
in Poitiers zeugen, oder in seiner Begeisterung für avantgardis- tische
Architektur (la Grande Arche, la Pyramide du Louvre oder la Bibliotheque
Fran ois Mitterrand in Paris). Weiterhin drückt sich die- se Art
Modernität auch im Bereich der Telekommunikation, des Bahn- verkehrs
oder des Einzelhandels aus, der mit seinen für Deutschland unvorstellbar
gigantischen Einkaufszentren und liberalen Öffnungs- zeiten die
Lebensgewohnheiten der Franzosen verändert hat.