Dieses Buch stellt ein Risiko dar, zu dem sich Heraus- geber und
Mitarbeiter nur schwer entschlossen haben: Es kann den Studenten zum
"falschen" Lernen verleiten. Bekanntlich ist die medizinische Ausbildung
durch die Approbationsordnung mehr prüfungsbezogen geworden, und zwar in
dem spezifischen Sinne der schriftlichen Prüfun- gen nach dem
Multiple-Choice-System: zu lernen ist, was in diese
Frage-Antwort-Formulierungen gefaßt werden kann, nämlich hauptsächlich
leicht abfragbares Einzelwissen. Wissenschaftliche Zusammenhänge und
praxisnahe Kenntnis- se sind in diesen Prüfungen kaum gefragt, wohl aber
wer- den sie am Ende des Studiums in der letzten und zugleich einzigen
mündlichen Prüfung gefordert. Daß viele Studen- ten in dieser Prüfung
große Schwierigkeiten haben, unter- streicht die Problematik der
Ausbildungs- und Prüfungs- bestimmungen. Angesichts dieser
Ausbildungsbedingungen ist das Unbeha- gen bei Lernenden wie Lehrenden
gleich groß. Die Ausbil- dung verläuft sozusagen zweigleisig: einerseits
techni- siertes Lernen für die unumgänglichen Prüfungen, anderer- seits
das Bemühen um fachlich fundierte und praxisnahe Kenntnisse für den
Beruf. Jeder weiß, wie schwer beides miteinander zu vereinbaren ist,
zumal sich die Lerninhal- te des einen und des anderen Vergehens nur
wenig decken.