In den letzten Jahren hat sich zunehmend die Erkenntnis durchgesetzt,
daB den Blutvolumina fiir viele wissenschaftliche und klinische
Fragestellungen eine wesentliche Bedeutung zukommt. Diese Feststellung
gilt insbesondere fUr die moderne Schockbehandlung, die extrakorporale
Dialyse, die Kontrolle des Blut verlustes bzw. -ersatzes bei
Operationen, die Untersuchung von Stoft'austausch und -transport sowie
zahlreiche hamatologische und kardiologische Probleme. Es ist
auBerordentlich schwierig, die Blutmengen zu schatzen. So wurde das
Gesamtblutvolumen einer gesunden Person, deren GroBe und Gewicht bekannt
war, im Rahmen eines freiwilligen Tests von 50% der teilnehmenden Arzte
um 500 ml, von 15% um 1000 ml (bei einem echten Volumen von 4750 ml)
falsch eingeschatzt. Bei anderen Versuchen schwankten diese Werte
zwischen 25% und 250% des gemessenen Totalblutvolumens (GRUBER, 1965).
Da eine falsche Schatzung der Blutmengen zu schweren diagnostischen und
therapeutischen Fehlern fiihren kann, ist eine echte Bestimmung der
Volumina zu fordern. Dieser Beitrag solI eine Dbersicht iiber die zur
Verfiigung stehenden Verfahren und die mit ihnen erarbeiteten Befunde
geben. Beim Literaturstudium fallt auf, daB die Ergebnisse von
Blutvolumenbe stimmungen verschiedener Autoren teilweise erheblich
differieren. Das gilt sowohl fiir physiologische, als auch fiir
pathologische Zustande. Insbesondere sind typische Unterschiede
feststellbar, wenn man das mit Plasmaindicatoren bestimm te
Totalblutvolumen mit Gesamtblutmengen vergleicht, die mit Erythrocyten
indicatoren ermittelt wurden. Dariiber hinaus sind auch die mit
denselben Test substanzen von verschiedenen Untersuchern
veroft'entlichten Befunde zum iiber wiegenden Teil nicht ohne weiteres
miteinander vergleichbar, da es zahlreiche Modifikationen der einzelnen
Techniken gibt."