Anhand eigener klinischer Beobachtungen und experimenteller Unter-
suchungen sowie auf Grund einer Literaturiibersicht wird die
Notwendigkeit und Moglichkeit einer Trennung von extrarenaler Azotiimie
(e. A.) und extrarenalem Nierensyndrom (e. Ns.) besprochen. Auf die
Unterscheidung der e. A. und des e. Ns. von der akuten
Niereninsuffizienz bei akuten degenerativen Nierenschaden (akute
Nephrose) nach Intoxikationen, Infektionen, Trauma, unvertraglichen
Bluttransfusionen usw. wird hingewiesen. Die pathophysiologischen
Besonder- heiten der e. A. und des e. Ns. werden besonders unter
Beriicksichtigung von Clearance-Untersuchungen dargestellt. Es wird
weiterhin erwahnt, daB sich e. A. und e. Ns. nicht immer voneinander
abgrenzen lassen. Bei den extrarenalen Azotamien ist die
Nierenfunktionsfahigkeit voll erhalten. Sie entstehen aus dem
Mif3verhaltnis zwischen normaler Nierenleistung und einem Uberangebot an
harnpflichtigen Substanzen oder einem Mangel an Losungswasser. Ein
Uberangebot an harnpflichtigen Substanzen (Rest-N-Fraktionen) liegt vor
bei den zentralnervos ausgelosten Anderungen des EiweiBstoffwechsels und
bei ver- mehrtem Angebot von EiweiB bzw. dessen Abbauprodukten nach
Operationen und intestinalen Blutungen. Eine extrarenale Azotamie durch
vermindertes Angebot von Fliissigkeit an die Nieren findet sich bei
exsiccotischen Zustanden sowie bei Herzinsuffizienz. Auch bei
Nierenkrankheiten kann es zu einer zusatzlichen Azot- amie durch einen
inadaquat hohen EiweiBzerfall oder durch Fliissigkeitsmangel kommen. Die
Anwendung des Begriffes extrarenales Nierensyndrom wird einmal im Hin-
blick auf die extrarenale Azotamie und die akute Nephrose eingeschrankt,
zum anderen jedoch erweitert auf die infolge nervaler und hormonaler
Einfliisse auf- tretendcn StOrungen der N ierenfunktion ohne
morphologische N ierenveranderungen. Entsprechende klinische und
experimentelle Beobachtungen werden mitgeteilt.