Mit der Entwicklung der Thoraxchirurgie hat die Bedcutung dcr
anatomischen Varianten von Trachea, Bronchien und Lungen stark
zugenommen. Fur die fruh- zeitige Erkennung dieser angeborenen
MiBbildungen spielt die gute Zusammen- arbeit zwischen Padiatern,
Radiologen, Bronchologen und Thoraxchirurgen oft eine entscheidende
Rolle. Die Kenntnis der wesentlichen Anomalien bewahrt vor Fehldiagnosen
und erleichtert die Beurteilung von Rontgenbildern; dem Ana- tomen und
Embryologen ermoglicht sie die Interpretation gewisser Dysontogenien und
phylogenetischer Zusammenhange. Der sog. Trachealbronchus (TB) stieB aus
verschiedenen Grunden auf das be- sondere Interesse zahlreicher Autoren:
Unter den Bronchusanomalien kommt cr relativ haufig vor, ist scheinbar
oft an pathologischen Veranderungen des zu- gehorigen Lungenteils
begleitet und verlangt wegen einer moglichen Kombination mit anderen
Anomalien ein minutioses Vorgehen bei der Resektionsbehandlung. Es
sollcn anhand einer Zusammenfassung der bisher publizierten Arbeiten
uber den sog. TB fiinf eigene Falle diskutiert werden, welche wir in den
Jahren 1956-1965 an derChirurgischenKlinikA des Kantonsspitals Zurich
beobachteten. II. Literaturiibersicht 1. Definition Die Bezeichnung
"Trachealbronchus" ist nicht einheitlich, wie auch die Klassifikation
der ubrigen Lungenanomalien von Autor zu Autor verschieden ist. CHIARI
unterschied 1889 erstmals die sog. "Dreiteilung der Trachea" in: a}
Transposition des rechten Oberlappen-Bronchus (re.OL-Br.), b}
zusatzlicher Bronchus und c} partielle oder tot ale Dbertragung eines
Segmentbronchus (Segm.br.) auf Trachea oder Hauptbronchus (HBr). Diese
Einteilung wurde spater von verschiedenen Autoren erweitert oder
vereinfacht. FRANCHINI'defi- nierte 1956 den TB als "einen aus der
Trachea abgehenden, vcrschicdengradig entwickelten Bronchus, welcher aus
einer nicht zuruckgebildeten embryonalen Trachealanlage entsteht und
einen mehr oder weniger veranderten Lungenbezirk versorgt" .