In der Geistesgeschichte der Menschheit ist die Wende yom 18. zum 19.
Jahrhundert nicht weniger bedeutsam als die yom 15. zum 16., mit der
herkommlich-schematisch der Obergang yom Mittelalter zur Neuzeit
bezeichnet wird. 'Waren es um 1500 Ent- deckungen und Renaissance, die
dem menschlichen Erkennen und Denken neue Gestalt gab en, so ist auch
die Zeit um 1800 herum - ganz abgesehenvon dem damals beginnenden
Umbruch des po- litischen Denkens - gekennzeichnet durch eine ganze
Reihe um- walzender neuer Erkenntnisse, vor aHem in Naturwissenschaft
und Technik und, mit der Technik zusammenhangend, im Verkehr, die es
rechtfertigen konnten, auf den genannten Gebieten die Neu- zeit etwa mit
dem Jahre 1800 anbrechen zu lassen. Dieser Wende im
naturwissenschaftlichen Denken geht eine entsprechende in verschiedenen
Geisteswissenschaften parallel. Beispielsweise ge- winnt damals die
Altertumswissenschaft durch Winckelmann, durch das jetzt intensivere
Studium der inschriftlichen Original- dokumente usw. ihr neues Gesicht,
und es wird damals eine wirk- liche Sprachwissenschaft durch die
Erkenntnis der indogerma- nischen Sprachgemeinschaft, durch das Studium
des germanischen Altertums und durch eine systematische Untersuchung und
Gruppierung aller erkennbaren Sprachen der Erde uberhaupt erst
angebahnt.