In Abständen von etwa 20 Jahren konnten in der Regelungstechnik
grundsätzliche Neuerungen beobachtet werden. Nachdem in den 40er Jahren
eine systematische Behandlung von Regelkreisen im Frequenzbereich
entwickelt wurde (Bode, Nyquist, Ziegler und Nichols, Wiener),
verlagerte sich um 1960 das Interesse der Theoretiker auf den
Zeitbereich, den Zustandsraum und optimale Regelung (Luenberger,
Kaiman). Die Verfahren basieren auf Prozeßmodellen, und es stellte sich
heraus, daß häufig in der praktischen Anwendung Probleme aufgrund von
Modell- oder Parameterunsicherheiten auftreten. Dies motivierte die
Entwicklung der robusten Regelungen in den 80er Jahren, die explizit bei
Anwesenheit von Unsicherheiten Stabilität bzw. die Einhaltung bestimmter
Qualitätsmerkmale gewährleisten ([16], [17], [68]) und somit große
praktische Relevanz aufweisen. In diesem Buch sollen Theorie und Einsatz
der in den 80er Jahren entwickelten Norm-optimalen Regelungen vermittelt
werden. Selbstverständlich handelt es sich hierbei nur um eine Facette
der zahlreichen neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der Entwurfs-und
Analyseverfahren. Insbesondere die H -optimalen Regler und 00 die
J.L-Synthese haben jedoch in den letzten 10 Jahren entscheidend dazu
beigetragen, daß sich das Bild der "modernen" Regelungstechnik merklich
gewandelt hat. Obwohl die Norm-optimalen Regelungen einen neuen Ansatz
darstellen, so ist doch die Entwicklung ohne die Ergebnisse früherer
Verfahren undenkbar. Aus didakti- schen Gründen werden deshalb den
robusten Regelungen Verfahren wie Polvorgabe, quadratisch optimale
Regelung oder LQG vorangestellt. In Kapitel 7 schließt sich eine
Einführung in Normen für Signale und Systeme an.