Es gibt keinen Begriff, der in der deutschen Betriebswirtschaftslehre
und in der angelsächsischen Managementlehre in jüngster Zeit mehr in den
Vorder- grund getreten ist als der Begriff der Entscheidung. Beide
Disziplinen ver- stehen sich heute - trotz unterschiedlicher Tradition -
als angewandte Entscheidungslehren, die sich mit der Gestaltung und
Verbesserung der Ent- scheidungsprozesse in betriebswirtschaftlichen
Organisationen bzw. in Orga- nisationen schlechthin befassen. Ihre Basis
ist in der interdisziplinären Orga- nisationstheorie zu erblicken. Nicht
die Organisationen, sondern die Indi- viduen als Teilnehmer dieser
Organisationen entscheiden jedoch. Organi- sationstheoretische
Untersuchungen haben daher von den entscheidenden Menschen auszugehen.
Die Organisationstheorie und die darauf aufbauenden angewandten
Disziplinen benötigen somit eine wirklichkeitsnahe, deskriptive Theorie
des menschlichen Entscheidungsverhaltens, die den sozialen Kontext
dieser Entscheidungen systematisch berücksichtigt. Dies ist der
Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung, die drei Bände umfaßt. Die
Untersuchung versucht, die wichtigsten Elemente einer solchen Theorie
und einen begrifflichen Bezugsrahmen zu deren Integration zu erarbeiten.
Das Schwergewicht der Untersuchung liegt auf der Erarbeitung einer
deskriptiven Entscheidungstheorie. Dadurch unterscheidet sich der
vorliegende Beitrag von den heute weitgehend üblichen normativen Über-
legungen zur Entscheidungstheorie, wie sie etwa in der Monographie
Gäfgens zur "Theorie der wirtschaftlichen Entscheidung - Untersuchungen
zur Logik und ökonomischen Bedeutung des rationalen HandeIns" (2.
Auflage, Tübingen 1968) zur Darstellung gelangen.