Im Gegensatz zu anderen Diasporagruppen standen die Unternehmer und
Unternehmerinnen in Wiens kurdischen Communities bisher noch kaum im
Fokus sozialwissenschaftlicher Forschung. Die vorliegende Publikation
stellt daher die erste umfassende Studie zur Diaspora-Entrepreneurship
von Kurd/inn/en in Wien dar. Insgesamt wurden 30 Interviews gefuhrt,
davon 8 mit Expert/inn/en und 22 mit selbststandigen Kurd/inn/en, v.a.
aus der Turkei, aber auch aus anderen Herkunftsstaaten. Die vorliegende
Publikation deckt eine grosse Bandbreite an Aspekten ab. Nach einer
einleitenden Analyse des internationalen State of the Art der Forschung
zur Diaspora-Entrepreneurship werden an Beispielen von
Migrationsbiographien von Wiener Kurd/inn/en generationentypische Motive
fur die Unternehmensgrundung, Einstellungen zur Entrepreneurship und die
Rolle erfolgreicher Selbststandiger in der Community behandelt. Hurden
im Rahmen der Unternehmensgrundung, aber auch die Wichtigkeit familiarer
Netzwerke und institutioneller Fordermassnahmen, weiters
Werbestrategien, die Mitarbeiter/innen- bzw. Kund/inn/enstrukturen sowie
die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf kurdische Unternehmer/innen
werden untersucht. Ein besonderes Anliegen des Bandes ist es, den
unternehmerisch tatigen Frauen eine Stimme zu geben und die Rolle der
Unternehmerin fur das Empowerment kurdischer Frauen generell zu
beleuchten. Diese haben sehr offen uber die mitunter erheblichen
Probleme berichtet, welche sie auf dem Weg zum eigenen Geschaft zu
bewaltigen hatten. Branchenmassig ist ein breites Spektrum der Wiener
Wirtschaft abgedeckt, von der klassischen Gastronomie und dem
Gemischtwarenhandel bis zu IT-Firmen und Kinderbetreuungseinrichtungen.