Bibliothekar, Volksbildner, Redakteur, Publizist und Historiker sind nur
eine Auswahl der Berufsbezeichnungen, die Autoren von Biogrammen Emil
Franzel zugeschrieben haben. Emil Franzels Lebensweg ist gekennzeichnet
von Brüchen und Wandlungen. Geboren im Kaiserreich Österreich, Abitur
und Studium nach dem 1. Weltkrieg in der Ersten Tschechoslowakischen
Republik, Aufstieg zu einem bekannten, deutschsprachigen,
sozialdemokratischen Redakteur und politischen Intellektuellen. 1937
dann Austritt aus der Deutschen Sozialdemokratischen Partei der
Tschechoslowakei - der erste selbstbestimmte Bruch in der Biografie.
Nach der Zerschlagung der 'Rest-Tschechei' und einer kurzfristigen
Mitgliedschaft in der Sudetendeutschen Partei wird Franzel
NSDAP-Anwärter und beginnt kurz nach Kriegsausbruch eine Umschulung zum
Bibliothekar. Später Dienst bei der Schutzpolizei, wo er nach dem
normalen Polizeidienst in der Schreibstube bald wieder als Redakteur und
Geschichtslehrer arbeitet. Bei Kriegsende wird Franzel noch beim Abzug
aus Prag schwer verletzt und gerät in tschechoslowakische
Kriegsgefangenschaft. Nach einigen Monaten im Lazarett und in
Kriegsgefangenschaft wird Emil Franzel im März 1946 nach Bayern
abgeschoben, wo er seine Familie wiedertrifft. In der Nachkriegszeit
entwickelt sich Franzel zu einem der führenden Publizisten der
Abendlandbewegung, der sich auch für die Ackermann-Gemeinde, die
Gesinnungsgemeinschaft sudetendeutscher Katholiken, stark engagiert.
Beruflich gelingt ihm der Einstieg als Bibliothekar in der Bayerischen
Staatsbibliothek. Die vorliegende Studie skizziert den facettenreichen
Lebensweg von Emil Franzel und analysiert seine Wandlung vom
Sozialdemokraten zum Konservativen. Neben der Autobiografie und
zahlreichen Artikeln und Aufsätzen von Franzel stützt sich diese Arbeit
auch auf die Recherche in mehreren Archiven.