Titrimetrische Methoden zur Bestimmung des Urans weisen gegeniiber den
gravimetrischen Verfahren (s. Abschnitt 1) mehrere Vorteile auf. Man
kann mit ihnen das Uran in einem wesentlich gro.6eren
Konzentrationsbereich, miteingeschlossen Mikrogrammengen dieses
Elements, erfassen, und die Bestimmungen lassen sich innerhalb einer
wesentlich kiirzeren Zeit mit oft gro.6erer Genauigkeit als gravi-
metrische durchfiihren. Ferner werden die Titrationsmethoden nicht so
stark durch Fremd-Ionen gestort. Die titrimetrischen Verfahren zur
Uranbestimmung lassen sich ganz allgemein in zwei gro.6e Gruppen
unterteilen, und zwar in eine solche, in der die Titration des Urans
nach vorhergehender Reduktion zum Uran(IV) erfolgt, und in eine andere
Gruppe, deren Methoden auf der Titration von Uran(VI)-Ionen
(Uranyl-Ionen) beruhen. Nach vorangehender Reduktion des Urans(VI) zum
vierwertigen Oxydations- zustand mittels geeigneter Reduktionsmittel (s.
Abschnitt 2.2) wird das Uran(IV) mit Cer(IV)-, Kaliumpermanganat-,
Kaliumdichromat-, Vanadat-, Eisen(III)-losun- gen usw. titriert (s.
Abschnitt 2.3.1). Zur Endpunktsanzeige der Titration konnen visuelle,
spektrophotometrische oder elektrometrische Verfahren herangezogen
werden. Dieses Redoxprinzip, nach dem das vorher reduzierte Uran durch
diese Oxydationsmittel wieder in den sechswertigen Zustand
zuriickgefiihrt wird, stellt die Grundlage der meisten und genauesten,
bis jetzt bekannt gewordenen titrimetrischen Methoden zur
Uran-Bestimmung dar. Es ist auch moglich, das Uran(IV) unter An- wendung
geeigneter Indikatoren komplexometrisch zu bestimmen (s. Abschnitt
2.3.2).