Soziologische Begriffe und soziale Wirklichkeit: zur begri££Iichen
Grundlage soziologischer Theoriebildung Wenn Wissenschaft uns irgend
etwas tiber die Welt mitteilen, wenn sie uns bei unserem Umgang mit der
Welt von Nutzen sein 5011, mug sie irgendwo empirische Elemente
enthalten ... Denn nur durch Erfahrung kiinnen wir etwas tiber die Welt
lernen ... Es ist diese empirische Komponente, durch die sich die
Wissenschaft von Phantasie unterscheidet (Abraham Kaplan, The Conduct of
Inquiry, San Francisco 1964, S. 34£). Soziologie als empirische
Wissenschaft Die moderne Soziologie ist eine Erfahrungswissenschaft. Fur
den Soziolo- gen hangt der Wahrheitsgehalt einer Theorie ausschliel5lich
davon ab, ob und inwieweit diese mit beobachtbaren und beobachteten
Tatsachen uber- einstimmt. Hierdurch unterscheidet sich die Soziologie
zum Beispiel von der Mathematik, in der es lediglich auf die logische
Widerspruchsfreiheit von Aussagensystemen ankommt, nicht aber auf ihre
Vereinbarkeit mit einer objektiven Wirklichkeit. Die
wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung der Soziologie grundet sich in
erster Linie auf ihre erfahrungswissenschaftliche Komponente. Fruheren
Formen des Denkens iiber soziale Zusammenhange war der Rekurs auf eine
objektive Realitat als Entscheidungsinstanz uber die Gultigkeit von
Theori- en versperrt; anders als die Soziologie waren sie angesichts von
einander widersprechenden Theorien auf mehr oder weniger scholastische
Argu- mentationstechniken angewiesen - insbesondere auf die Auslegung
als au- toritativ anerkannter Schriften oder auf logische Ableitung aus
fur wahr gehaltenen allgemeinen Pramissen. Dieser Zustand, der in den
Naturwis- senschaften seit der Renaissance mehr oder weniger uberwunden
war, ist in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts durch die Entstehung
der moder- nen Soziologie auch fur den Bereich der
Gesellschaftswissenschaften been- detworden.