Über 10 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention
wird der Elementaren Barrierefreiheit in Bildungsbauten kaum die
notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Selbst die bestehenden und
zahlreich beschriebenen Normen und Regeln werden im Neubau oder in
umfangreichen Sanierungsmaßnahmen nicht umfänglich umgesetzt. Dabei
werden weder die positiven Auswirkungen eines barrierefreien Gebäudes
für alle Nutzerinnen und Nutzer - also die Idee des Universal Design -
noch die finanziellen und diskriminierenden Folgen der notwendigen
Nachbesserungen beachtet. Obendrein gibt es die Erfahrungen, dass selbst
die "reine" Umsetzung der Normen und Regeln barrierefreien Bauens für
Bildungsbauten nicht ausreichend ist. Vielmehr zeigt sich, dass die
allgemein anerkannten Regeln der Technik auch durch die
Forschungsergebnisse, den Erkenntnis- und Erfahrungsstand der
Erziehungswissenschaft und der Nutzerinnen und Nutzer von Bildungsbauten
geformt werden müssen. So scheint es u. a. dringend geboten, zeitgemäße
Kriterien für eine lernförderliche und barrierefreie Beleuchtung zu
formulieren, den Diskurs über Bodenbeläge zu führen, die Sicherheit und
Orientierung unterstützen, dabei aber nicht ablenken und verunsichern,
und Bewegungsflächen festzusetzen, die den Besonderheiten der Nutzung in
Bildungssettings gerecht werden. In diesem Sinne ruft diese
Veröffentlichung Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Fächer
in unterschiedlichen Handlungsfeldern und Nutzungsrollen zum
interdisziplinären Diskurs auf.