Aus den schwierigen Anfiingen nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich in
der DDR ein bescheidener Wohlstand entwickelt. Dieser war hOher als bei
den sozialistischen Nachbarn im Osten; im Verhaltnis zur Bundesrepublik
jedoch bedeutend niedriger. Die Unterschiede im Zustand der Stadte und
Darfer mit ihren intakten Infrastrukturen, in den W ohn- und
Erholungsbedingungen, im Angebot von Konsumgutern und Leistungen waren
fUr jedermann sichtbar und pragten das Bild der Ostdeutschen von der
Bundesrepublik. Aber auch der mehr dem Fachmann vorbehaltene Vergleich
solcher, die Lebensbedingungen bestim- menden Indikatoren wie
Einkommenshahe und -strukturen, Steuern und Abgaben, privater Verbrauch,
finanzielles, mobiles und inmobiles Verma- gen, Pro-Kopf-Verbrauch an
wichtigen Lebensmitteln, Haushaltsausstattung mit Konsumgutern fur
Hauswirtschaft und Freizeit, fielen zum Nachteil der Ostdeutschen aus.
Der Systemvergleich zwischen sozialer Marktwirtschaft in West-
deutschland und sozialistischer Planwirtschaft in Ostdeutschland lieB
die In- effizienz der Wirtschaft, die niedrigere Produktivitat in
Industrie und Land- wirtschaft und die standige Reproduktion des Mangels
deutlich werden. Dabei hatten die Ostdeutschen bis zum SchluB langere
Wochenarbeitszeiten, weniger Urlaub und Feiertage, insgesamt eine weit
hahere Lebensarbeitszeit als die Westdeutschen. Die meisten Ostdeutschen
hatten ein gutes Bildungs- und Ausbildungsniveau. Etwa 90% der Frauen im
arbeitsfahigen Alter wa- ren berufstatig. Faul waren die Sachsen,
Thuringer, Brandenburger, Anhalti- ner und Mecklenburger auf keinen
Fall. Sie waren erfinderisch in der Be- waltigung von Mangelsituationen,
ihr Improvisationstalent war beachtlich.